Am Neujahrsmorgen 2005 entdeckten Spaziergänger in Boltenhagen eine
lebensgroße Meerjungfrau auf einem Felsen an der Redewischer Steilküste.
Wie die Bronzefigur dorthin gelangt war, blieb ein Rätsel. Beim
Landratsamt wurde weder ein Antrag bearbeitet noch der Platz genehmigt.
Ihr geheimnisvolles Auftauchen sorgte für Aufmerksamkeit. Die Medien
berichteten, Gerüchte unterhielten und schon nach kurzer Zeit wurde die
Nixe zu einer beliebten Touristenattraktion das Ostseebades Boltenhagen.
Zuerst vermutete man den Gastronom Jürgen Schossow hinter der Aktion. Er
war mehrfach als Meeresgott auf den Neptunfesten von Boltenhagen
aufgetreten und eröffnete zu Jahresbeginn das "Reuter-Stübchen", in dem er
prompt auf den Wirbel um die Nixe reagierte und einen Briefkasten für
Nixen-Fanpost in seiner Kneipe aufstellte. Für Juli wurde ein Nymphenfest
mit Wahl der "Nixe 2005" geplant. Dort sollte entschieden werden, welche
Frau der Meerjungfrau am ähnlichsten sieht.
Als die Souvenirshops begannen die Nixenstatue als Miniaturfigur in
ihr Angebot aufzunehmen, trat Kathrin Nonnenmacher, mit ihrer
im März 2005 gegründeten Firma Nymphenworld, auf den Plan. Die Miss
Rheinland-Pfalz 2001 hatte sich Urheber-, Marken- und
Geschmacksmuster-Rechte an der Meerjungfrau gesichert und mahnte daraufhin
alle Händler ab, die ohne ihre Genehmigung Nixenartikel vertrieben. Es
entbrannte ein heftiger Streit um die stumme Meerjungfrau, bis sie in
der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 2006 so unerwartet und
mysteriös verschwand, wie sie gekommen war.
Frau Nonnenmacher
erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Derweil schließt Boltenhagens
Bürgermeisterin Christiane Meier nicht aus, dass die Stadt die Statue
ersetzen wird. Wenngleich auch in anderer Form, um nicht gegen Urheber-,
Marken- und Geschmacksmuster-Rechte zu verstoßen.