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Gedichte

Die Saalenixe

Aus dem Album
»Traumländlein«
von Bube Dame König

 

 


Stimme: Juliane Weinelt | Musik: Jan Oelmann | Text: Thomas Kolitsch | Bearbeitung: Jan Oelmann

Wir tanzten und tanzten an des Ufers Rain.
Er sprach leis: "Ich will der deine nun sein".
Ich küsste seinen heißen mit meinem kühlen Mund
und sagte: "So leb mit mir auf der Saale Grund.

Doch du bist ein Mensch, eines Schäfers Sohn,
mein Vater sitzt auf des Nixenkönigs Thron.
Bedenke dich gut wohl über ein Jahr
Bevor ich reich die Hand dir zum Ehebund dar."

Ein Jahr ging ins Land, er kehrte zurück,
schloss mich in die Arme voll Lust und voll Glück,
strich mir übers perltropfend nasse Gesicht
und sagte: "Ich folg dir und verlasse dich nicht.

Du bist eine Nixe und ich bin dein Mann."
So sprach er und zog mich an sich fest heran.
Am Uferrand liegend wurden wir eins im Nu.
Der Fluss rauschte murmelnd und wissend dazu.

Wir stiegen ins Wasser so angenehm kalt
Und ließen hinter uns der Welt schweren Halt,
glitten sanft durch die Rosen, den tiefgrünen Tang
und stimmten mit ein in der Schwestern Sang.

Die Zeit floss dahin, wie sie's immer tut.
Ein Sohn ward geboren, so frisch und so gut.
Er spielte mit Fischlein und lachte dabei.
Wir tanzten und trieben dahin froh und frei.

Da sagte mein Mann: "Ich möchte gern gehn
an Land um kurz nach meiner Mutter zu sehn."
"So eile davon. Kehr in drei Tagen heim.
Des Nixenkönigs Strafe wird furchtbar sonst sein!"

Dann stieg ich ins Wasser so angenehm kalt
Und ließ hinter mir der Welt schweren Halt,
glitt sanft durch die Rosen, durch tiefgrünen Tang
und stimmte mit ein in der Schwestern Sang.

Drei Tage vergingen. Still kam er daher.
Er schwieg und er schwieg. Mich grauste es sehr.
Dann sagte er zu mir: "Dein nasser Leib
kann mich nicht mehr wärmen. Du bist nicht mehr mein Weib."

Darauf fiel er hin, sein Antlitz ward bleich,
die Wärme des Blutes entschwand seiner Leich.
Die Wellen der Saale, sie färbten sich rot.
Allein stand ich da; mein Mann, er war tot.

Dann stieg ich ins Wasser zum allerletzten Mal.
Der Schäfer blieb liegen mit meines Herzen Qual.
Verschwand in den Rosen, verlor mich im Tang
Und hob nimmermehr die Stimme zum Sang.

Von Thomas Kolitsch (2013)

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